Gaststätte Recher- Rausch- Hausname Teins
An der Stelle in der Grünanlage, wo heute eine Muttergottesnische steht, stand die ehemalige Gastwirtschaft, die von Johann Nikolaus Recher (Hausname Teins) um 1870 gegründet wurde. Von Anfang an setzte man auf einen großen Saal für Veranstaltungen und Versammlungen. Bald kaufte Familie Rausch die Gaststätte. Viele Schmidtheimer Generationen sind hier ein -und ausgegangen, haben im dazugehörigen Dorfsaal Karneval und Kirmes gefeiert, Theater gespielt, Tanzunterricht gehabt und Beerdigungskaffee getrunken.
Im Februar 1920 findet im Saal zu Ehren aller Krieger eine Willkommens-Feier statt. Eine Sammlung im Dorf bringt eine schöne Geldsumme zusammen, aus deren Erlös jedem Krieger ein Päckchen Rauchmaterial überreicht wird. Die Feier schließt mit einem Hoch auf die Eintracht, Einigkeit und Harmonie in der Pfarre. Eine Gruppe Musikanten aus dem Raum Prüm macht sonntags Kirmes-Musik und gibt in der Woche Tanzunterricht. Die Kirmes ist fast das einzige Fest in der Dorfgemeinschaft während des Ablaufs eines Jahres. In den Saal kommt man nicht so ohne weiteres hinein, denn da steht zunächst einer an der Kasse. Ein Zweiter hält die Leute im Saal im Auge und der Dritte hat die Kontrolle über das Ganze und keiner geht ihm dadurch. Nach einer Stunde wird die Tanzfläche geräumt und alles stellt sich zur "Kadrill" auf. Wer nicht "abonniert" hat, muss einen Tanzgroschen bezahlen. Bis nachts um zwei Uhr wird zum Tanz aufgespielt. Montags findet immer das Hahne-Köppen statt. Der Ablauf des Tanzes ist gleich, nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Einheimischen unter sich sind.
Der Saal wird als Kinosaal genutzt sowie auch als Schlafsaal für Soldaten während des 2. Weltkrieges. Allerdings werden hier nur farbige Soldaten untergebracht. Sie erfahren eine wesentlich schlechtere Versorgung als ihre weißen Kollegen. Auch Pilger finden im Saale Recher-Rausch eine Schlafstatt.
1951 finden einige Teilnehmerversammlungen statt, die die Flurneuordnung in Schmidtheim zum Thema haben. Im Mai 1953 werden dann die Wertermittlungsverfahren und deren Nachweise den Umlegungsteilnehmern vorgelegt. Im Juni 1954 wird der Flurbereinigungsplan vorgestellt.
Als die letzte Eigentümerin Frau Rausch verstirbt, findet sich niemand, der das alte Haus erwerben und renovieren will. So werden Haus und Saal im Sommer 2005 abgerissen.
Über der Eingangstür befand sich eine Nische, in der eine Muttergottesfigur stand. Diese wurde im letzten Augenblick von einem Schmidtheimer Bürger vor dem Bagger gerettet. Auf dem ehemaligen Grundstück Rausch wurde dann die kleine Grotte errichtet, in der die vorgenannte Muttergottesfigur einen neuen würdigen Platz gefunden hat.