Schulen
Die tüchtige Reichsgräfin Augusta kümmert sich darum, dass um 1780 ein geordneter Schulunterricht stattfinden kann, und dass die Kinder armer Eltern kein Schulgeld bezahlen müssen. Die von ihr gegründete höhere Schule in Blankenheim wird von etwa 20 Schülern besucht.
Die erste Schule in Schmidtheim wird um 1836 neben der Kirche erbaut und bis 1870 als Schule genutzt. Sie besteht aus dem Schulsaal und für den Lehrer aus Wohnzimmer, Küche und zwei Dachzimmerchen.
Es gibt keine Schulpflicht. Viele Eltern schicken ihre Kinder nicht zur Schule, damit sie schon im Kindesalter zuhause mitarbeiten können. Manche Kinder kommen nur im Winter, um sich auszuruhen und aufzuwärmen, können dem Unterricht aber nicht gut folgen, weil sie Monate vorher nicht teilgenommen haben. Die Großeltern haben keine bzw. kaum eine Schule besucht. Es gibt kein Radio und kein Fernsehen, keine Tageszeitung, keine Lektüre. Die Kinder können außerhalb der Schule von niemandem etwas lernen. Die Erwachsenen, die trotzdem lesen, schreiben und rechnen gelernt haben, bekommen direkt Anstellungen z.B. bei der Bahn.
Für 95 % der Kinder ist Hochdeutsch eine Fremdsprache.
Die nächste Generation von Kindern geht um 1910 in die damals neue Schule am alten Feuerwehrhaus im Oberdorf an der Hauptstraße. Es gibt zwei große Klassenräume und zwei Lehrerwohnungen im Obergeschoss. Zu dieser Zeit steigt die Schülerzahl rapide an, denn der Schulbesuch ist inzwischen Pflicht geworden. Es werden deshalb drei Klassen gebildet. Fräulein Maria Buchholz unterrichtet das 1. und 2. Schuljahr und nachmittags die Mädchen der Oberklasse in Haus- und Handarbeit. An der Schule wird ein Nutzgarten angelegt, in dem in praktischer Arbeit u.a. das Säen und Setzen von Pflanzen gelehrt wird, später das Ernten, Einlegen und Einwecken von Früchten. Lehrer Hoffmann unterrichtet die 3., 4. und 5. Klasse. Die Klassen 6,7 und 8 unterrichtet Lehrer Franck. Dieser gibt den Schülern der Oberklasse nachmittags Unterricht in Rechnen und Raumlehre.
Trotz aller Verbesserungen im Schulsystem fehlen viele Kinder auch in dieser Zeit wegen Arbeit und Krankheit. Die Mädchen der Oberklasse müssen zuhause bleiben, wenn die Mutter ein Kind erwartet oder krank ist.
Die Jungen müssen im Frühjahr bei der Feldbestellung helfen, im Sommer und im Herbst bei der Ernte. Lehrer Frank forscht bei den Schülern nach der Ursache des Fernbleibens. Der Unterricht hat sich nach dem Krieg 1945 stark verändert. Zum Schulbeginn wird wieder ein Gebet gesprochen, 2x in der Woche ist Schulmesse, der Pastor unterrichtet Religion. Der Schulalltag ist von vielen Mängeln geprägt. Die wenigen Lehrmittel sind während des Krieges zerstört oder beschädigt worden. Eine große Landkarte wird mit Pflaster repariert, der Globus ist eingedrückt und lässt sich nicht mehr drehen. Das einzige "Gerät", was laufend erneuert wird, ist der Prügelstab. Schulbücher gibt es nicht oder sie werden von den Geschwistern oder den Eltern übernommen. Diese Bücher sind nicht einheitlich. Es gibt keine Tafeln. Alle schreiben mit einem Stahlstift auf einer Dachschieferplatte. Später gibt es dann "Papp-Tafeln" mit roten Linien, auf die mit einem weißen Stift geschrieben wird. Viele Kinder kommen im Winter nicht zur Schule, weil ihre einzigen Schuhe beim Schuster sind.
Für heutige Verhältnisse sind die sanitären Einrichtungen eine Katastrophe: Die Toilette besteht aus einem Raum von ca. 2,50 x 4,00m Größe mit einem kleinen Fenster, einer kleinen Tür und einer Trittstufe nach unten. Es gibt keinen Wasserhahn und kein Waschbecken. In Winkelform ist eine kleine Rinne aus Beton für die kleine Notdurft hergerichtet. An der rückseitigen Wand befindet sich ein ca. 3 Meter breiter Holzkasten, der oben vier Öffnungen enthält, die mit je einem Holzdeckel mit Holzknopf abgedeckt sind. Diese, von den Kindern "Donnerbalken" genannte Einrichtung für das "größere Geschäft", ist mit dunkelroter Ölfarbe gestrichen. Alles plumpst in eine große Grube, die oft randvoll ist.
Um 1948/49 werden die schlechtesten Schulbänke endlich repariert und angestrichen. Deshalb zieht der Lehrer mit der Mittelklasse links am Weiher vorbei in ein Waldstück. Die Schüler müssen sich auf den Boden setzen und auf den Knien ihre Aufgaben machen. Das Gebäude wird bis 1954 als Volksschule genutzt.
Die Jugend hat direkt nach dem Krieg keine Möglichkeit, weiterführende Schulen in Schleiden oder Euskirchen zu besuchen, da der Zugverkehr gestört ist. Herr Johann Müller eröffnet daher eine Ein-Mann-Privatschule, in der 30 Jungen und Mädchen in vier Fächern: Deutsch, Mathematik, Stenografie und Handelskunde unterrichtet werden.
Anschließend eröffnet die Firma Springer in dieser Schule einen Nähbetrieb. Hier wird bis 1962 Sportbekleidung wie Anoraks, Hosen u.ä. für Damen, Herren und Kinder gefertigt. 1961 expandiert die Firma und investiert in den Neubau eines Fabrikgebäudes in der Bahnhofstraße, dem heutigen Bürgerhaus. Zeitweise sind bis zu 80 Frauen und zwei Männer aus Schmidtheim und Umgebung hier beschäftigt. 1980 beendete die Firma Springer ihren Betrieb.
1954 entsteht ein Schulzentrum mit Lehrerwohnungen am Sonnenweg und dient als Volksschule bis 1966. Nach großzügig angelegten Schulreformen und nach der Bildung der Gemeinde Dahlem 1972, werden alle Dorfschulen geschlossen und im Hauptort Dahlem eine zentrale Grund- und Hauptschule errichtet. Bis 2002 ist sie Georg-Schule des Sonderschulzweckverbandes.
Heute ist das Haus zu Wohnungen umgebaut und in Privatbesitz.