Gaststätten

Mit dem Neubau der Eisenbahnstrecke Köln-Trier wurde die Nachfrage nach Unterkünften durch die gestiegene Mobilität größer. Es wurden Orte gebraucht, an denen Versammlungen, Feste wie Kirmes, Hochzeiten und Begräbniskaffees, stattfinden konnten. Die Wirtschaften waren Treffpunkte für Geselligkeiten, Kommunikation, Stammtische, die zunächst der Männerwelt vorbehalten waren. Die erste Erwähnung einer Schankwirtschaft in Schmidtheim findet sich 1782 in einem Strafprozess, weil die Wirtin gegen das Verbot verstoßen habe, nach 21 Uhr "versoffenen, liederlichen Leuten" Getränke anzubieten. Woher die Wirte ihre Getränke bekamen, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ist, dass selbst Bier gebraut und Schnaps gebrannt wurde, Wein wurde von der Mosel bezogen.

Bereits vor 1911 hatte Schmidtheim 4 Gasthäuser: Dick, Bohnen, Nikolaus Wolf und das Gasthaus Recher.

Nach dem 1. Weltkrieg richteten sich die Gasthäuser auf Sommergäste ein. Wegen der Herbstmanöver und damit verbundenen Einquartierungen, mussten Anfragen von Erholungssuchenden abgesagt werden.

Die Polizeiverordnung von 1938 regelte die Sperrstunde wie folgt: Zur Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung und Sicherheit wurde für sämtliche Gast- und Schankwirtschaften des Amtsbezirks Schmidtheim die Polizeistunde für alle Tage, auch Sonn- und Feiertage, auf 22 Uhr festgesetzt. Alkoholische Getränke durften nur bis 21 Uhr im Ausschank sein. Wohl auch wegen der Westwallarbeiter wurde die Sperrstunde Ende 1938 bis 24 Uhr verlängert und zu besonderen Anlässen wie Kirmes, Bälle oder Theater-Aufführungen sogar bis 02.00 Uhr.                                                                          

Der Amtsbürgermeister schrieb am 13.09.1940 an sämtliche Gastwirte: "Ich habe Veranlassung darauf hinzuweisen, dass es verboten ist, Polen in ihrem Lokal zu dulden bzw. an dieselben Alkohol oder sonst etwas zu verabreichen". Ab 1943, als den Arbeitsleistungen der ""Fremdarbeiter" zwangsläufig seitens des Staates ein höherer Stellenwert beigemessen wurde, durften auf Antrag einheimische Gaststätten spezielle Öffnungszeiten, sonntags zwischen 13-16 Uhr, für Fremdarbeiter einrichten. Während dieser Zeit war der Besuch durch deutsche Volksgenossen verboten.

In Ermangelung geeigneter Versammlungsräume traf man sich zu den vom Amt anberaumten Terminen in den Gastwirtschaften. Was das angesichts der vielen Raucher und des reichlichen Bierausschanks für die Konzentrationsfähigkeit beim Zuhören oder das Vorbringen von Bedenken bedeutete, mag sich jeder selbst ausmalen. So sah man wichtige Herren des Ortes, wie Graf Beissel, den Pfarrer, den Amtsdirektor und den Lehrer oftmals heftig diskutierend an der Theke stehen.

1982 registrierte man in den Gasthäusern mit Fremdenzimmer 1.800 Übernachtungen mit steigender Tendenz. Bis Ende der 1980er Jahre hatte Schmidtheim 10 Gasthäuser: Bahnhofsgaststätte, Gasthaus Dick-Krumpen, Zur Urftklause am Sportplatz, Gaststätte Bohnen, Gaststätte Recher-Rausch, Pizzeria , Gaststätte Auel-heute Alt Schmidtheimer Hof, Bistro "Der Käfer",  Gaststätte Wolf-Meuser-Nießen - heute Musikcafé, Gaststätte Thur- DAB Krug.

2024 sind davon drei übriggeblieben.

Gasthof Dick

Die Bahnhofsgaststätte entwickelte sich ab 1888 zum Treffpunkt der Eisenbahner von Schmidtheim, die sich nach der meist schweren Arbeit zum Ausklang des Tages ein Bierchen genehmigten.                                                 

1888 pachtete Johann Dick die Bahnhofsgaststätte in Schmidtheim. Zeitgleich errichtete er einen Neubau und nahm 1893 den Betrieb einer Gastwirtschaft am Bahnhof Schmidtheim auf. Im Sommer 1919 wurde auf der Hauswiese eine kleine Badeanstalt errichtet. Die Wasserversorgung hierfür übernahm ein vorhandenes Eisenbahnwasserbassin gegenüber der Wirtschaft Dick. 1923 wurde ein Saal angebaut. Hier wurde 1926, um den ersten Vorsitzenden Fritz Stahl, Rentmeister der gräflichen Verwaltung, die Eifelvereins-Ortsgruppe Schmidtheim gegründet.                               

Im Garten der Gaststätte Jakob Dick am Bahnhof stand ein Backofen, untergebracht in einem kleinen Häuschen; hier konnte jedermann Brot backen. Auf der Bühne im Saale Dick wurden in der Weihnachtszeit 1927 die Märchen "Aschenbrödel" und "Frau Holle" aufgeführt, im März 1928 "Schneewittchen". Ein im Januar abgehaltener Lichtbildvortrag über die Ahr wurde von über 100 Personen besucht und fand allgemeinen Beifall.                                                                                                       

In der Zeit von 1956-1959 errichtete die Firma Springer eine zusätzliche Produktionsstätte ihres Nähbetriebs im Saal.                                              

Während der Umbauarbeiten an der Kirche 1965 diente der Saal der Gaststätte Dick als Notkirche. Später wurde noch eine Kegelbahn angebaut.

Bis zu ihrem Tode 1972 wurde die Wirtschaft von Katharina Dick, der jüngsten Tochter von Johann Dick betrieben. Ihr Neffe Rudolf Krumpen trat das Erbe an und baute 1972 erneut um. 1976 wurde im Gasthof die Wiederbelebung der Ortsgruppe Schmidtheim des Eifelvereins mit 30 Eifelfreunden beschlossen.                                                                                     

Über 45 Jahre, von 1974 bis 2019 führten Gisela und Friedel Krumpen den Gasthof.                                                                                                                        

2021 übergaben die Eheleute Krumpen, die Gaststätte an ihre Tochter, Simone Wawer, geb. Krumpen. Erneut wurde das Gebäude umgebaut.                                                       

Die Wiedereröffnung des Gasthauses ist für den  Herbst 2024 nach neuem Geschäftskonzept der Besitzerin vorgesehen.

Das Haus befindet sich bis heute im Familienbesitz.

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